von Dr. Volker Knöppel
Zur Veröffentlichung auf der Internetseite der Stadt Naumburg Stand 22.03.2012
Die Hauschronik von Elben und Elberberg enthält für jedes Gebäude ein Hausblatt, auf dem nach einem einheitlichen Gliederungssystem Angaben zur Lagebeschreibung sowie alter und derzeitiger Hausnummer, Baubeschreibung und Nutzung, Fachwerkinschrift sowie Eigentümer und Benutzer enthalten sind.
Mit der Hauschronik soll das Haus selbst vorgestellt werden, daneben sein bauliches Schicksal, seine räumliche Aufteilung und spätere Veränderungen bis zur Gegenwart und schließlich Angaben zu Eigentümern und Bewohnern.
Wenn in Elbenberg die heute erhaltenen ältesten Häuser allenfalls aus dem 17. und 18. Jh. stammen, ist dies eine Folge des 30jährigen Krieges mit seinen verheerenden Verwüstungen im Baubestand; Fachwerkgebäude können sehr viel älter werden.
Die Hauschronik ist auf der Grundlage des ältesten nachweisbaren Hausnummernsystems aus dem 18. Jh. aufgebaut, ihr zeitliches Ende ist im Jahr 1945 gesetzt.
Hausnummern im heutigen Sinn wurden infolge der Errichtung der Brandkasse in Kassel durch Verordnung vom 27.4.1767 eingeführt. Danach wurden die Wohnhäuser mit fortlaufenden Hausnummern versehen, Nebengebäude wie Scheunen und Ställe wurden unter der jeweiligen Nummer mit Buchstaben aufgeführt. Hausnummern mit Bruchteilen sind offensichtlich erst nach diesem Zeitpunkt eingeführt worden, entweder infolge Hausneubaus oder durch Teilung eines bereits vorhandenen Gebäudes auf verschiedene Eigentümer. Insbesondere aus den Bruchteils-Hausnummern läßt sich die bauliche Erweiterung der alten Dorfkerne nachweisen.
Aus der Abfolge der Hausnummern kann man nicht, wie es landläufig angenommen wird, auf das älteste Gebäude des Ortes schließen, das angeblich die Hausnummer 1 bekommen haben soll; diese Auffassung ist falsch. Die Entscheidung für Beginn und Schluß der Zählung ist jeweils örtlich getroffen worden. So konnte man bei der Nummerierung entlang einer Durchgangsstraße auf der einen Seite hinunter und auf der anderen Seite wieder herauf durchzählen. Oder man begann wie in Elben im Ortskern und zählte von da aus im Uhrzeigersinn; oder man berücksichtigte wie in der benachbarten Stadt Naumburg die herkömmliche Einteilung in Stadtviertel.
Aus der Systematik der Hausnummern kann man allerdings auf den Umfang der damaligen Ortslage schließen und damit auf den heutigen Ortskern. Zur Zeit der Einführung der Hausnummern im Jahr 1767 gab es in Elben 76 und in Elberberg 15 versicherungspflichtige Gebäude.
Auch kann man aus der Übersicht über die Hausnummern die bauliche Entwicklung eines Ortes ablesen. So ergibt sich z.B. für den alten Dorfkern Elberbergs, daß er sich damals im wesentlichen auf die Straßenzüge der Schloßstraße, der Bergstraße und den Schanzenweg beschränkte und die Bebauung entlang der Ringstraße - mit Ausnahme des Forsthauses - erst später hinzukam. In Elben lag der alte Dorfkern im Bereich der Töpfergasse, Mittelgasse bis zum Dickenstein, zur Klaus und nördlich des Weges "Zur Schlagmühle". Im 19. Jh. löste sich in Elben das geschlossene Siedlungsgebiet durch Neubauten entlang der Mittelstraße und der um 1860 angelegten Poststraße, der heutigen Naumburger Straße auf.
Unter dem Gesichtspunkt des Denkmalschutzes sind hier nur die bis 1945 errichteten Gebäude aufgeführt. Die jüngste Bautätigkeit muß deshalb an dieser Stelle unberücksichtigt bleiben, obwohl zwischen 1945 und 1985 etwa 123 neue Wohngebäude in Elben und Elberberg errichtet worden sind.
Dr. Volker Knöppel, Kassel, 2012